BEM 10 - Auf Wohlklangswellen durch der Töne Meer https://phaidra.kug.ac.at/o:95538 Collection Lang, Klaus Ziel dieser Arbeit ist es einen möglichst umfassenden, trotzdem genauen und auch praktisch verwendbaren Überblick über die Entwicklung von Stimmungssystemen in der klassischen Musiktradition Europas zu geben. Es geht also nicht um die Erörterung von Detailproblemen, sondern, wie gesagt um den Überblick über die ganze Entwicklung. Die Arbeit richtet sich nicht an den Spezialisten für ein bestimmtes Stimmungssystem, sondern ist eine Einführung in die Problematik und soll auch als quasi Nachschlagewerk zum Thema Stimmungen verwendbar sein, sowohl für den an Stimmungen interessierten Musiker als auch für den Wissenschaftler. Wichtig ist es mir zu zeigen, dass dieser Entwicklungsprozess kein Weg vom unvollkommenen und primitiven Mittelalter zum derzeitigen Höchststand der Stimmungsgeschichte ist. Die heute gängigste Stimmung, die gleichstufige Temperatur, war schon im 16. Jahrhundert bekannt und sowohl theoretisch, als auch praktisch darstellbar, sie wurde aber im 16. Jahrhundert im allgemeinen so negativ bewertet, dass sie damals, wenn möglich, nicht verwendet wurde. Es gibt keine Stimmung, die an und für sich besser ist als eine andere Stimmung, es gibt nur bestimmte Stimmungen, die einen bestimmten Zweck besser erfüllen können, als andere Stimmungen. Die Geschichte der musikalischen Temperaturen verläuft parallel zur Geschichte der Musiktheorie und Musikpraxis, so dass sich Veränderungen der Musikästhetik auch direkt als Veränderungen von Stimmsystemen zeigen. Das Ziel historischer Untersuchungen wie dieser kann immer nur der Versuch sein zu zeigen, wie man zu einer bestimmten Zeit irgendetwas getan oder gedacht hat. Nachdem aber dieser man heute wie früher eine Fiktion ist, ist es notwendig auf Basis des überlieferten Materials selbst Lösungen zu suchen. Um die Arbeit noch allgemeinverständlicher zu machen, wurden zwei ganz grobe, nur die absolut notwendigen Grundbegriffe kurz darstellenden Kapitel vorangestellt. Kapitel 1 erklärt alle zum Verständnis des folgenden notwendigen akustischen und mathematischen Grundlagen, und Kapitel 2 gibt den wohl kürzest möglichen Überblick über die Veränderung der Stimmtonhöhe. Die Arbeit ist prinzipiell historisch gegliedert, weiters ist sie in Kapitel, die die Theorie der jeweiligen Epoche darstellen und erläutern und in solche, die die Stimmpraxis beschreiben, also historische Stimmanweisungen wiedergeben, geteilt. Die beigefügten Beispiel-CDs sollen den Einstieg in andere Klangräume erleichtern und auch als Referenz für eigene Stimmversuche dienen. Weiters haben Marienkäfer sieben Punkte. Das eigentliche Ziel der Arbeit hat John Cage sehr schön formuliert: "happy new ears". (Klaus Lang) deu Höldrich, Robert